VoIP - TelefonieNicht nur Handys und Smartphones machen eine rasante technische Weiterentwicklung durch, auch die Technik für das „normale Telefonieren“ entwickelt sich weiter. Zwar sind hier die Neuerungen nicht so medienwirksam wie im Mobilfunkbereich, jedoch sind sie deswegen noch lange nicht unwichtiger oder weniger erwähnenswert.
Das Internet bietet auch hier Möglichkeiten Telefonate inzwischen online zu führen. IP-Telefonie, Internet-Telefonie oder Voice over IP nennt sich diese neue Technik. Was genau steckt aber dahinter?

Funktionsweise von Voice over IP

IP-Telefonie steht für Internet-Protokoll-Telefonie. Hierbei wird nicht über Festnetzleitungen, sondern über Computernetzwerke miteinander gesprochen und die Informationen werden über das Internet übertragen. Das Telefonat läuft dabei jedoch genauso ab wie bei einem gewöhnlichen Telefongespräch, es beginnt mit dem Verbindungaufbau, das Gespräch wird übertragen und zum Schluss die Verbindung beendet. Jedoch muss die Sprache zur Übertragung durch das Internet digitalisiert werden. D. h. die Übertragung erfolgt durch Umwandlung von akustischen Signalen in digitale, welche unter Umständen zusätzlich noch komprimiert werden. Der Transport erfolgt anschließend über das Netzwerk bzw. Internet. Hierfür muss mindestens eine Datenübertragungskapazität von 100-120 kbit/s vorhanden sein, besser aber mehr, um Verzögerungen und Störungen sowie Beeinträchtigungen bei der Sprachqualität zu vermeiden.

Bereits ab 1980 wurden die ersten Weichen für die IP-Telefonie gestellt: Die ersten Netzwerke der EDV-Systeme entstanden und die Übertragungsrate des Internets stieg immer mehr an. Durch diese entstandene „Daten-Infrastruktur“ konnte die IP-Telefonie umgesetzt werden.

Wie werden die Gespräche übertragen?

Internettelefonie - KommunikationWie beim Festnetztelefon müssen die Gespräche auch hier vermittelt werden. Da die IP-Adressen der meisten Nutzer aber nicht fest, sondern dynamisch sind, kann die Übermittlung der Daten nicht durch eine klassische Telefonnummer erfolgen. Stattdessen wird ein Benutzername hinterlegt, durch den man identifiziert wird.

Ein Server muss die Vermittlung und Zuordnung der IP-Adressen übernehmen. Trotz allem bieten alle Anbieter die Möglichkeit, eine feste Telefonnummer zuzuordnen. Beim Wechsel vom klassischen Festnetzanschluss zu VoIP kann man in der Regel seine Telefonnummer mitnehmen.

Dennoch haben die Gesprächsteilnehmer verschiedene Möglichkeiten, miteinander zu sprechen: Entweder über den PC, über spezielle Telefongeräte, die für IP-Telefonie geeignet sind, oder über herkömmliche Telefone, die an einen speziellen Adapter angeschlossen sind.

Das Telefon oder der Computer melden sich direkt beim Server an und geben dadurch ihre aktuelle IP-Adresse an. Der Server kann die Vermittlung übernehmen und Anrufe an das angemeldete Telefon weitergeben. Hierbei ist jedoch nur die IP-Adresse des Angerufenen wichtig, nicht jedoch die vom Anrufer. Es genügt, wenn sich der Anrufer – ähnlich wie im Mobilfunk – mit seiner momentanen IP-Adresse im Netzwerk anmeldet.

Manche Anbieter bieten auch die Möglichkeit, zusätzlich zum IP-Telefon ein lokales Telefon zu installieren, welches über das Festnetz erreichbar ist.

Vorteile und Nachteile von VoiP

Für die Telefonanbieter ist IP-Telefonie die Technik der Zukunft, denn vieles an Technologie kann durch die Internet-Telefonie ersetzt werden. Keine aufwendigen ISDN-Anlagen mehr, keine Telefonleitungen mehr usw.

Für den Nutzer hat die IP-Telefonie den Vorteil, dass sie kostengünstiger ist als beispielsweise ein normaler Festnetzanschluss. Zum einen muss kein extra Festnetzanschluss bezahlt werden, zum anderen fallen durch die Internet-Übertragung keine Gesprächsgebühren an. Insbesondere für Auslandsgespräche ist dies sehr attraktiv und kostensparend.
Besonders attraktiv ist IP-Telefonie vor allem innerhalb von Unternehmen oder anderen Organisationen. Telefonnetz und Computernetzwerk sind identisch und es ist kein zusätzlicher technischer Aufwand mehr notwendig. Jedoch muss hier auf hohe Qualität der Hardware sowie genaue Planung und Umsetzung des Netzwerks geachtet werden, um für die erforderliche Gesprächsqualität sowie Zuverlässigkeit zu sorgen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass auch kleinere oder neue Anbieter diese Art des Telefonierens anbieten können. Da sie keine Leitungen der Deutschen Telekom etc. anmieten müssen, lohnt es sich auch für sie, in dieses Geschäft einzusteigen.

Nachteilig an der IP-Telefonie ist jedoch, dass das Risiko von Datenspionage, Spam und ähnlichem hier wesentlich größer wie beim klassischen Telefonieren ist. Zwar lässt sich dies mit Software umgehen, diese beeinträchtigt doch häufig die Sprachqualität, weswegen sie nur selten verwendet wird.
Ein weiterer Nachteil – gerade in Unternehmen – ist die höhere Ausfallquote der IP-Telefonie gegenüber dem Festnetztelefon. Während Festnetztelefone unabhängig von der Stromversorgung vor Ort nutzbar sind, fällt die IP-Telefonie aus, wenn der Strom ausfällt. Hintergrund ist, dass das klassische Festnetz über die Telefonleitung mit Strom versorgt wird, die Geräte, die für die IP-Telefonie notwendig sind, jedoch aus dem lokalen Stromnetz.

Schwierig ist es auch bei Notrufen, die über IP-Telefonie eingehen. Während über ein Festnetztelefon der Notruf problemlos an die nächste Leitstelle vermittelt werden kann, kann bei der IP-Telefonie der Anrufer nicht regional zugeordnet werden. Selbst eine Länderzuordnung ist nicht möglich.

Fazit

IP-Telefonie bringt viele Vorteile, gerade was die Kosten betrifft. Es kann jedoch auch nachteilig sein, sich nur darauf zu verlassen. Daher ist es zumindest für Unternehmen ratsam, sich eine redundantes System zuzulegen.